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Gedichte 1975-2021

Von Bernhard Werner Zitzenbacher

 

  1. Ä Kerzerl von Dir (Austria)

  2. Abschied

  3. Aus dem Moor

  4. Auti Lüt (Berndeutsch)

  5. Bizzini (Berndeutsch)

  6. Bulldozer

  7. Dankbar

  8. Das Ende könnt die Hölle sein

  9. Dass bisschen, bisschen Durst

  10. Der Dauerläufer

  11. Der Schatten in der Stadt

  12. Der Strich

  13. Die Bande

  14. Die Decke

  15. Die Okkupasch

  16. Dräie im Kreis (Berndeutsch)

  17. Ein Kind im Keller

  18. Ein Nichts?

  19. Es wohnt

  20. Etwas Licht

  21. Fertig (Berndeutsch)

  22. Flöhe

  23. Freiheit uf Bärndütsch (Berndeutsch)

  24. Grossstadtkind

  25. Hymne auf meinem Beruf

  26. Ich

  27. Ich sage Dir…

  28. Im Dunkeln

  29. Im Tal

  30. Insel der Nacht

  31. Kein Gewissen

  32. Lange warten

  33. Langsam

  34. Lieber Freund

  35. Liebi im Gspräch (Berndeutsch)

  36. Magensäure

  37. Mein Inserat

  38. Momentaufnahme

  39. Morgenröte

  40. Oh, … Dodette (Berndeutsch)

  41. Parole

  42. Regentropfen

  43. Reset

  44. Schenken

  45. Seelenschmerz oder im Theatersaal

  46. Sorge

  47. Sperrstunde

  48. Stillstand

  49. Stimmungsbild

  50. Strassenrand (Tagesgeschichte)

  51. Terri und Pipino

  52. Terri und Pipino

  53. Trauerweide

  54. Traurig

  55. Und es ist Sommer

  56. Und was dann?

  57. Vom Kreissaal (Berndeutsch)

  58. Wandern, Wandern

  59. Wandersleut, Zimmersleut

  60. Weihnachtsabend (Erstes Gedicht)

  61. Welten

  62. Wie lustig

  63. Der Elefant NEU!

  64. Auf leisen Sohlen Neu!

  65. Milchstrasse Neu!

  66. Honig, Tatzen und fleissige Bienen Neu!

 

 

 

Ä Kerzerl von Dir

​

Auf mei Herzerl.

Kert ä Kerzerl.

Von Dir.

 

Damit ig in der Frue.

A ned frier.

Kert des Kerzerl.

Auf mei Herzerl.

Von Dir.

 

Der Tag der ist nur eine Zier.

Ist das Kerzerl

Auf mei Herzerl.

Von Dir.

 

Und klopft dann die Nacht an die Tür.

Brennt das Kerzerl.

Auf meim Herzerl.

Von dir.

 

Und träum ich in der Nacht ein Märtyr.

Ist das Kerzerl.

Auf meim Herzerl.

Von Dir.

 

So hat, dass Leben nur ein Elexier.

Brennt das Kerzerl.

Auf meim Herzerl.

Von Dir….

 

Werkstatt 9.12.2010

 

 

Abschied

​

Es gibt ihn nicht mehr.

Den jungen Zitzenbacher.

Das Mittelalter ist erreicht.

Manchmal hat er noch einen Lacher.

Aber sonst sitzt er da und schweigt.

 

Abschied fällt immer etwas schwer.

Auch liebt er nicht mehr so sehr.

Wie etwa in alten Tagen.

Nur ganz wenige sind geblieben.

Und das reicht zum Lieben.

 

Einmal dreht man den Dingen den Rücken zu.

Irgendwie will jeder Ruh.

Neues will man sehen und verstehen.

Es muß ja weiter gehen.

Da es nun des Reimes Wille sei.

Sag ich nun bye, bye.

9.6.1992

 

 

Aus dem Moor

​

Aus Schlamm ich hervor!

In dunkler Nacht.

Was hat man nur aus mir gemacht?

Was habe ich nun vor?

 

Im tiefen Moor.

Schlamm um mein Ohr.

Im Sumpf ersoffen.

Auf was kann ich hoffen?

 

Als Gespenst um Mitternacht.

Die Menschen aus dem Schlaf erwacht.

Welch schreckliches Gespenst.

Das faucht und schnauft, wie ein Hengst.

 

Die Tücher um mich hüllend.

Der Schlamm der alles schmücke füllend.

Der Stock zum Stützen gedacht.

Oh! Was hat man nur aus mir gemacht?!

Dies menschliche Gerippe schleichend.

Eine Grimasse ohne gleichend.

Ein Drang in mir zum Schrecken macht.

Wo schon manches Kind gelacht.

 

Nur eine Stunde ich auf meiner Tour.

Ich wohl noch kenn’ die Uhr!

Im Garten vor dem Gitter.

Ich mit meinen Ketten zitternd.

Ein Rauch.

Ein Qualm.

Und aus der Traum.

Bis am nächsten Abend wieder.

Mit meinen bleichen Gliedern.

Aus dem Sumpf dort im Moor.

Wieder trete ich hervor.

Welch ein Leben?

Welche Lust?

In meiner kahlen Brust.

Aus der Tiefe der Hölle steig ich auf.

Und versinke bald darauf.

Schreckt zurück!

Lest von mir ein Stück!

Dann werdet ihr wissen über mich.

Wo ich überall schon schlich.

Ach! Schon manches Buch.

Ach! Schon mancher Fluch.

Welch ein Leben!

Was mir gegeben.

Berühmt in manchem Kopfe.

In denen ich klopfe.

Seid mir ergeben.

Und werdet doch als Gespenst nach dem Tode.

Leben!

17.9.1976

 

 

Auti Lüt

 

Auti Lüt.

Die gseht me hüt, die gseht me hüt.

I de Hingerhöf.

 

U o z`Bärn.

Sy si versteckt im grosse Lärm.

O z`Luzärn, o z`Luzärn.

Het me si nid allzu gärn.

 

We dir mal hingere göt.

De sicher o dir verstöht.

Dass sich das nid ghört.

Dir sicher o verstöt.

Das mi das o stört.

Villecht heit dir gar no nie dervo ghört.

 

We dir mal, Manne u Froue.

Weit ga gschoue.

De müesst dir dert häre, wo sie boue.

O hinger d`Hüser chöiter gaa.

De gseht dir villecht ä alte Maa.

Wos mal ä chli wett besser ha.

 

24.6.1977

 

 

Bizzini

 

Der Bizzini.

Het vier Bambini.

Es si fyni.

U chlini.

 

 

Wäres dini.

Oder mini.

De hät dr Bizzini.

Nid vier Chlyni.

Fini.

Bambini.

 

Datum Unbekannt

 

Bulldozer

 

1

Sie fahren über Wiesen.

Es kommen die grossen Riesen.

Die Bulldozer überfahren uns.

 

Ihre grossen Walzen.

Tun alles zerstampfen.

Alles begraben sie unter sich.

 

Wie schön ist da die Klassik.

2

Wir können sie nicht stoppen.

Sie lassen uns glatt hocken.

Es ist unmöglich, dagegen was zu tun.

 

Sie fahren über Bäume.

Aus sind unsere Träume.

Der Traum von Frieden ist jetzt aus.

 

Wie schön ist da die Klassik.

3

Die Tiere, sie fliehen.

Keiner hilft ihnen.

Furchterregend ist ihr Lärm.

 

Sie haben keine Ohren.

Nur allzu grosse Motoren.

Ihrer Macht trotzend kommen sie her.

 

Wie schön ist da die Klassik.

4

Ihre Fahrer sind Roboter.

Die Bulldozer gelb, wie Dotter.

Sie blenden dich, wenn du sie siehst.

 

Nein! Sie hören kein Schreien;

Sie mögen nicht verzeihen.

Sie kommen nur in Reihen.

 

Wie schön ist da die Klassik.

 

Bald ist alles aus Plastik.

Alles geht jetzt rassig.

Hallo! Die neue Zeit ist da!

 

Wie schön ist die neue Zeit.

 

Belp 3.7.1976

 

Dankbar

 

Dankbar, für eine Schüssel Reis.

Dankbar, für einen Happen Fleisch.

Dankbar, für ein Stück Brot.

Ist die der Hungernde, in seiner Not.

 

8.3.1977

 

Das bisschen Durst

​

Das bisschen, bisschen Durst

Ist wohl bescheiden,

Euer Leiden.

Ein bisschen Hungern.

Das bisschen Durst

Und wenn es reicht,

Nur auch bescheiden.

Sogar Fetzen

Zum Bekleiden.

 

Eure Sorgen möchte ich haben,

Dass bisschen bisschen Darben,

Dass bisschen bisschen Krieg.

Trotzdem, Gott hat Euch lieb.

 

Und werdet Ihr auch im Dreck verenden,

Ich werde trotzdem etwas Spenden.

 

Sollte ich auch zu viel verlieren,

Wird ausgeglichen mit Wertpapieren.

Vielleicht auch noch mit Fusionieren.

 

Hab ich Euch nicht schon gesagt vor Jahren.

Ihr sollt Sparen!

Endlich Sparen!

 

Dat. Unbekannt

 

Das Ende könnt die Hölle sein

​

Ja, ich spaziere.

In genüsslicher Ruhe.

Auf dem Kopfsteinpflaster.

Die Altstadt hinunter.

 

Auf dem Kopfsteinpflaster.

Spazierte ich.

Ohne irgendwelche Hast.

Öfters blieb ich stehen.

Am Markt.

Ja, ich wanderte auf Kopfsteinpflaster.

Dann schaute ich zu den Dächern hinauf.

Und ich stand auf Kopfsteinpflaster.

Dass von fleißigen Händen gelegt.

So spazierte ich weiter.

Zur Vorstadt hinaus.

Hastiger wurde mein Schritt.

Asphalt ward mein monotoner Boden.

 

Auf Asphalt.

Bewegte ich mich.

Wie die Autos die an mir vorbei rasten.

Hastete ich.

Immer schneller wurde mein Schritt.

An Auslagen und Parkmetern vorbei.

Ja, auf Asphalt.

Der von großen Maschinen auf die Erde gebaut.

 

Der schwarze Streifen wurde.

Immer breiter.

Ich rannte zu den Siedlungen hinaus.

Meine Füße begannen zu schmerzen.

So raste ich zur Hölle hinab.

 

14.-15.6.1980 Solothurn

 

Der Dauerläufer

​

Im Windschatten der Mauer.

Schutz gefunden.

Die Hände hinten.

Zusammengebunden.

Die Lungen kräftig gefüllt.

Und dann endlich mal losgebrüllt.

 

Da spannt sich alles zur Urgewalt.

Wie es für mich möglich ist.

Die Hände zu Fäusten geballt.

Und wie ein Hundertmeterläufer.

Renne ich davon.

Zu anderen Säufern.

K 15

18.12.1995

​

Der Schatten in der Stadt

​

Er hinterlässt schleimige Streifen.

In der Stadt.

Er hat das Reden satt.

Er schleicht allein.

Wo ist er daheim?

 

Dann fallen Regentropfen.

Zu Bächen sich bildend.

Schächte verstopfen.

Nur dort wo er zog seine Runden.

Habe ich trockene Stellen gefunden.

 

Er lässt sich nicht erwischen.

Braucht nicht mal seine Spuren zu verwischen.

Hat er denn niemals Zeit?

Kennt er keine Heiterkeit?

 

Schmaler Gang.

Die Treppe rauf.

Lach mich kaputt.

Falle auf die Nase drauf.

Öffne eine knarrende Tür.

Und nur Kälte spür.

Reisse auf die Fensterflügel.

Begreife nicht.

Und kotze Kübel.

 

Derweil-ich weiss- zur Stunde.

Dreht er wieder eine Runde.

 

Musik klingt zu meinen Ohren.

Habe mich in meinem Traum verloren.

Draussen schon die Sonne scheint.

Höre ein Kind, das weint.

Trete auf die Strasse raus.

Bin in dieser Stadt zuhause.

Und ehe ich mich verseh.

Ich meinen Schatten an der Wand dort seh.

 

25.4.1992

 

Der Strich

​

Grob genommen nur ein Strich.

Der sich wichtig nimmt.

So fürchterlich.

 

Grobgenommen nur ein Wesen.

Es kann Schreiben.

Es kann Lesen.

Es kann sich auch Vermehren.

Aber dieses Gebären.

Dieses Gebären.

 

Es kann lieben.

Es kann töten.

Vielleicht wäre oft Korrektur von Nöten.

Es gibt Ihn Groß.

Es gibt Ihn Klein.

Sie stehen zusammen.

Sind oft allein.

 

Nimmt Er sich auch noch so wichtig.

So ist es doch nur ein Mensch.

 

K 15 3.1.1995

 

 

Die Bande

​

Wir waren eine Bande von Dieben.

Und nannten uns „Die schnelle Sieben“.

Als wir einem Bauern Holz gestohlen.

Wollte der uns mit der Gabel holen.

 

Als wir einem Postboten, Geld geklaut.

Hat uns seine Frau verhaut.

Als uns die Taten zu wenig erschienen.

Klauten wir der Bahn die Schienen.

 

Als wir dann in den Knast kamen.

Nannte Keiner seinen Namen.

Wären wir nicht in den Knast gekommen.

Hättet ihr noch mehr vernommen.

26.7.1978 Im Piri

 

 

Die Decke

 

Als vergessener Irrer.

In der Mitte vom Raum.

Der Blick zur Decke.

Der Schatten vom Baum.

Sich bildend bis zu.

Einem leblosen Liebreiz.

Die realen Welten in.

Schwerelosigkeit vermodern lässt.

 

Steht stumm, gerade.

Eine Gestalt.

Die zum Sterben zu alt.

Die für freudige Zeiten.

Keine Lust aufzubringen mehr vermag.

 

Er hat sich geirrt.

Verlässt mit tränenden Augen.

Die Welt der offenen Münder.

Welches seines, in langer Zeit.

Stumm werden liess.

 

Langsam sinkt er zu Boden.

Die Glieder sind gestreckt.

Hirnmasse gleitet über das Parkett…

Aus-

23.6.1991

 

Die Okkupasch

​

Da brummt dir schon der Kopf.

Vor lauter Okkupieren.

Du bist ein armer Tropf.

Du solltest Onanieren.

16.1.1994

 

Dräie im Kreis

 

Schattesyte.

Wadechrämpf.

Gly by Zyte.

Nümm dra dänksch.

Ume drohle.

Ume jole.

Sache hole.

Sache gstole.

Nümme achte.

Nüm betrachte.

Nume no trurig sy.

Wenn isch das mal verby.

 

Chumm mir dräie üs im Kreis.

Bis keine me weiss.

Wies wyter geit.

 

 

Nume chrampfe.

Immer stampfe.

Pareiegstürm.

We dr Dialog.

Vu Rägewürm.

Zytige mit.

Kritike.

Tagesschou.

U druus chunnt ke Sou.

 

Chumm mir dräie üs im Kreis.

Bis keine me weiss.

Wies wyter geit.

 

 

Lätärne.

Im Lärme.

Vo dr Strass.

Bis Fride isch.

U glücklich schlafsch.

Friedlech i dim Himmelbett.

Wo di keine stört, no het.

Plötzlech bisch wesch.

U das Lied vergässe hesch.

 

Belp 16.12.1978

 

 

Ein Kind im Keller

 

Ein langsam im Keller sich bewegender Schatten.

Rascheln und kratzen von schleichenden Ratten.

Spinnen die weben.

Sinne die schweben.

 

Eine Stiege, fünf Treppen.

Im Ganzen sechs Ecken.

Kahle graue Wände.

Tastende Hände.

 

Kaum hörbare Schritte.

Wie keiner sie jemals tippte.

Eine Kerze in der Hand.

Ihr Schatten an der Wand.

 

Ein Kind im Keller.

 

Die Lampe beleuchtet viele Sachen.

Dinge die sie heute nicht mehr machen.

 

Ein Webstuhl beleuchtet das Licht.

Das Kind tritt näher, ganz dicht.

Setzt sich auf die Kiste nebenan.

Das Gerümpel scheint wie ein grosser Clan.

 

Des Kindes Finger greifen fester um die Lampe.

Vor dem Webstuhl bildet sich eine Schranke.

Der Webstuhl wird berührt.

Die Neugier die Finger führt.

 

Das Kind erschrickt.

Es wurde gestochen von einer Nadel.

Es war zu wenig geschickt.

Die Lampe fällt auf die Erde.

Das Licht erlischt.

Ende.

 

Die Hand will nach der Lampe greifen.

Da fangen an, die Ratten zu schleichen.

Das Kind erschrickt umso mehr.

Es dreht sich wild umher.

 

Es stösst an, an vielen Ecken.

Es will die Gedanken an die Türe wecken.

Doch es kann sich nicht erinnern.

Und fängt weiter an zu ringen.

 

 

Es wird ergriffen von einer Hand.

Wird geschleudert an die Wand.

Das Kind erschrickt.

Und erwacht ungeschickt.

 

Es sieht vor sich einen grossen Mann.

Den es nicht erkennen kann.

Seine Hand ruht auf des Kindes Brust.

Und der Mann spricht bewusst.

 

Das ist der Fall 401.

 

Datum Unbekannt

 

 

Ein Nichts?

 

Er lebt unter der Brücke.

Seine Gedanken zerfallen in tausend Stücke.

Er wird nicht gern gesehen.

Wenn er kommt, sagen die Leute:

Er soll unter die Brücke gehen.

 

Er lebt wie ein Hund am Boden.

( Auf der Brücke ein wildes Toben)

Er lebt von den Resten, die er sammelt.

Was er tut? Er gammelt.

 

Er pennt unter vielen Brücken.

(Jede hat seine eigenen Tücken)

Er ist sich gewöhnt, beschimpft zu werden.

Die Leut sagen oft: Er soll doch endlich sterben.

 

Er darf nur Befehle entgegennehmen;

Selber darf er keine geben.

Er ist nicht glücklich in seiner Lag.

Und er weiss, dass man ihn nicht mag.

 

Er lebt unter der Brücke.

Seine Träume zerfallen in tausend Stücke.

 

24.9.1975

 

Es wohnt….

​

Es wohnt im vierten Stock.

Ein geiler Bock.

Der hört dessöfters Rock.

Und die Nachbarn haben einen Schock.

 

Schaut er auf die Straße runter.

Holt er sich einen runter.

Schaut er zum Himmel empor.

Denkt er an einen Mädchenchor.

Und hat er nichts zu tun, der Bösewicht.

Dann schreibt er ein Gedicht.

Kreation 93 

 

Etwas Licht

 

Meine flache Stirn ans Fenster gedrückt.

Jetzt spielt meine Fantasie verrückt.

Ich hab mich etwas tiefer gebückt.

Und seh nun, was mein Herz bedrückt.

 

Vom Himmel oben schaut eine Gestalt mir zu.

Ich mache schnell die Augen zu.

Soll das etwa die Sonne sein.

Die da schaut in mein Zimmer rein?

 

Ich fühle, dass schneller der Puls mir schlägt.

Die Gestalt etwas in Händen trägt.

Es ist etwas, dass man nicht beschreiben kann.

Doch Jeder will es dann und wann.

 

Es ist das, was man Liebe nennt.

Und angenehm das Herz verbrennt.

Ich öffne das Fenster schnell.

Und im Zimmer wird es tageshell.

Mein Herz lässt mit keine Ruh.

Denn vor mir stehst Du.

 

16.6.1992

 

Fertig

 

Weisch,aus hängt amene Fade.

Wo mit ä chly Pulver isch glade.

Es fählt nume äs chlyses Führ.

När isch üs d`Wält nümme z`tür.

 

Versteisch, aus wott platze.

Sogar d`Spatze.

Stedt flüge i d`Luft.

Fertig isch`s mit gueter Chuscht.

 

Pfuse chasch nümme richtig.

Isch o gar nümme wichtig.

Nämlich gly.

Isch`s o mit dir verby.

 

Du hesch alls no überleit.

Alls no einisch überenangere gheit.

Nach amene Schluss hesch gsuecht.

När isch alls so überraschend cho.

 

När isch fertig.

Bevor chasch päägge.

 

Datum Unbekannt

 

 

Flöhe

​

Die Flöhe die springen.

Die Flöhe die zwingen.

Sich dort zu Kratzen.

Wo sie sich schmatzen.

2.2.1976

 

 

Freiheit uf Bärndütsch

​

Chürzlech bin ig dür Bärn gloffe.

U da hani eine troffe.

Dä het gseit: Wotsch Freiheit choffe?

Muesch nume zu däm Lade louffe.

 

Ig bi zu däm Lade gange.

U ha däm Mändi verzeut vo mim Verlange.

Aha, dir weit d`Freiheit ha.

U es ligt öich sehr viu dra.

U er het witer gseit: So, so d`Freiheit weiter.

Das chöiter!

 

U wüsster was dä gseit het?

Göht ga schaffe.

 

Datum Unbekannt

 

 

Grossstadtkind

 

Sein Gesicht ist übergossen mit Tränen.

Er hat erzählt von seinen Plänen.

Ein kleiner Junge, der im Hochhaus wohnt.

An einem Ort, wo sich wohnen nicht lohnt.

 

Seine Eltern arbeiten schwer.

Die Wohnung ist deswegen leer.

Er darf nicht spielen draussen.

Auch nicht, wenn seine Freunde zum Sandkasten laufen.

 

Das einzige Spielzeug in dieser Gegend.

Wald und Teiche, die sind fehlend.

Er sprach von Blumen und schönen Gärten.

Und auch von den Tieren, seinen Spielgefährten.

 

Er wollte ausreissen aus dieser Stadt.

Irgendwohin, wo es Rasen hat.

Seine Eltern, die hatten das satt.

Und gaben den Jungen eine Ohrfeige;

Dem Jungen in einer grossen

 

Datum Unbekannt

 

 

Hymne auf meinem Beruf

 

Es wird viel gesprochen über diese Mannen.

Die aus massigen Tannen.

So manches schöne Haus entstehen lassen.

 

Sie schlagen zu, sie hauen drein.

Nur sie, dürfen ganz oben sein.

Die reden laut und auf ihr gemeinsam Wohl.

Begiessen sie am Richtfest.

Mit einem guten Tropfen Alkohol.

Das entstandene Werk.

Zum Wohl!

 

Das sind die Zimmersleut.

Liebe Leut.

Auch ich bin ein solcher geworden.

Und fühl mich als solcher auch geborgen.

 

 

Rest. Amthausplatz  12.11.1980

 

 

Ich sage Dir….

​

Bald geht wieder ein Tag zur Neige.

Ein neuer Morgen kommt herbei.

Was auch geschieht.

Ich schweige.

Und widme mich der Liebelei.

 

Denn alle Jahre geschieht ein Krieg.

Kommt ein Volk zu seinem Sieg.

Und ich sage Dir, ich hab Dich Lieb.

 

Solothurn, 28.11.1979

 

 

Ich

 

Mein Intellekt.

Ist nicht perfekt.

Ist wie ein Insekt.

Das an mir leckt.

 

Mein Körper.

Ist wie Schlamm.

Denn die Ratten.

Schleichen sich ran.

 

Meine Ausdrucksweise.

Ist etwa gar nicht weise.

Meine Augen viel zu klein.

Denn da passt überhaupt nicht rein.

 

Mein Hirn.

Und meine Stirn.

Sind mit Wasser ersäuft.

Und wer an mir vorbeiläuft.

Der ist bald einmal ersäuft.

 

Meine Taktik ist nur die.

Ich leide unter Schizophrenie;

Und darum mach ich etwas nie.

Ich werde nie normal.

 

Solothurn  7.11.1979

 

 

Im Dunkel

 

Nochmals ziehen Jammergestalten.

Durch das Labyrinth von farbenfroher Fantasie.

Es sind die Alten.

Und sie haben gegrüsst wie noch nie.

Die brauchen sich nicht an die Regeln zu halten.

Sie schalten und walten in eigener Regie.

Vergiss die Zeiten der seligen Ruh:

Das Schreien sie- und mach die Augen zu.

 

21.10.1990

 

Im Tal

 

Dort am Ende der Welt;

Dort wo nicht regiert das Geld;

Spielt ein Kind.

Im Sommerwind.

 

Im ganzen Tal herrscht Totenstille;

Hier regt sich kein Wille.

Des Kindes Spiel nicht entzückend;

Am Boden es Fliegen zerdrückt.

 

Von weiten her.

Hört man das rauschende Meer.

 

Von ganz weit Oben.

Sehe ich das Kind am Boden;

Eingeklemmt von hohen Bergen.

Die ausgetrocknet vom wenig Regnen.

 

Saget nicht, das Kind sei verrückt.

Weil es am Boden Fliegen zerdrückt.

Denket nicht, das gäbe es nicht.

Wenn Jemand von diesem Schauspiel spricht.

 

 

Höret lieber genauer hin.

Dann erkennet ihr den Sinn;

Das im Tal, wie in einem Kessel drin.

Auf dem Boden spielend- ich es bin.

 

Avignon  18.7.1977

 

Insel der Nacht

 

Die Insel der Nacht;

Schauerlich und verlogen.

Kommt ein neuer Morgen;

Scheint keine Sonne herein.

 

Die Insel der Nacht;

Was sie alles macht;

Verschleierte Gestalten.

In einer reglosen Fantasie.

 

Die Insel der Nacht;

Nur voll Sorgen;

Jeder lacht.

Nirgends geborgen.

 

Vielleicht ist es nur ein Spiel.

Irrwege ohne Ziel;

Doch die Insel der Nacht;

Hat mich umgebracht.

 

 Zuchwil Datum Unbekannt

 

Kein Gewissen

​

Endlich sind die Biere gesoffen.

Jetzt noch an die Kirche Pissen.

Kein Gewissen, kein Gewissen.

 

Für Stoff der alten Frau.

Die Handtasche weggerissen.

Kein Gewissen, kein Gewissen.

 

Mit dem Auto in den Wald gefahren.

Den Kühlschrank weggeschmissen.

Kein Gewissen, kein Gewissen.

 

Mit Waffen die Leute übers Knie gerissen.

Kein Gewissen, kein Gewissen.

Dann sind noch viele andere.

Die sollten es wissen.

Aber Ihr Gewissen, ihr Gewissen.

 

Kreation 93 14.6.

22.12.1973. Noch zwei Tage bis Weihnachten. An diesem Tag schrieb ich mein erstes Gedicht. Als ich mein erstes Gedicht vor meiner Familie vorlas, war ich stolz aber auch sehr aufgeregt. Immer wieder schrieb ich dann Gedichte. Es sind ungefähr 240 Gedichte geworden. Natürlich sind darunter auch viele «Gedichtlein». Gedichte die keinen Menschen interessieren würden. Doch ich finde trotzdem, dass 66 Gedichte hier auf meiner Webseite einen berechtigten Platz verdient haben. Über tausend Seiten Tagebuch, würden sicher weniger interessant sein. Nicht nur meine eigenen Gedichte lese ich ab und zu laut vor, auch Gedichte von Heinrich Heine oder Tucholsky lese ich öfters laut in meinen vier Wänden vor. Auf diversen Baustellen habe ich meine Gedichte aufgeschrieben. Es kam öfters vor, dass ich mit kurzen Latten oder mit einem Teil einer Schalltafel nach Hause kam, auf denen ich mit dem Zimmermannsbleistift Gedichte geschrieben habe. Die Gedichts Abende haben sehr viel Spass gemacht. Das Gedicht «Feiheit uf Bärndütsch» hat mein Bruder Alfred sogar vertont. Besonders dieser Leseabend, als mein Bruder Alfred das Lied vorgetragen hat, ist mir in sehr guter Erinnerung.

BWZ 20.2.2022

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